Donnerstag, 12. Februar 2015

How to make news


Vor einigen Jahren arbeitete ich als Redakteurin bei einem deutschen Auslandssender. Unsere Zielgruppe war, könnte man sagen, sehr speziell: Es handelte sich um Menschen, die im englischsprachigen Ausland lebten, vornehmlich USA und Großbritannien, die deutschstämmig waren aber selbst kein Deutsch sprachen. Oder um Briten und Amerikaner generell, die sich für deutsche Themen interessierten und diese auf Englisch lesen wollten.

Heute ist es vermutlich leichter geworden, diese Zielgruppe zu erreichen. Wenn man in London erzählt, man lebt in Deutschland, dann hört man oft, „ja, toll, ich finde Berlin auch super!“ Berlin ist hip geworden, bei kreativen Mittdreißigern sowohl bei Rentnern, die mit den Billigairlines Europe-hopping betreiben, und mit Berlin scheinbar ganz Deutschland. Angela Merkel hat zudem einiges dazu beigetragen: Die Kanzlerin taucht so regelmäßig auf der Titelseite der Economist auf wie Freddie Frinton über den Tigerteppich stolpert.

Damals war es anders: Bush saß im Weißen Haus, Schröder im Kanzleramt; das europäische Kontinent galt als verstaubt und unbequem. Und wir beim deutschen Auslandssender hatten die Aufgabe für unsere Leser auf der anderen Seite des Teiches diese Welt sexy zu machen.

Im Redaktionsteam für die englischsprache Newsseite haben wir auf so mancher Konferenz darüber diskutiert, ob man Guido Westerwelle tatsächlich an unserer Zielgruppe verkaufen könnte? - und darüber, wie man on a slow day die Klickzahlen antreiben könnte. Traurigerweise gab es zwei Themenbereiche, die diese tatsächlich zuverlässig in die Höhe trieben: Leichtbekleidete Damen und Nazi-Themen.

Diese Tage hätten wir es insofern leichter, da Deutschland im englischsprachigen Ausland nicht nur populärer oder angesehener geworden ist, sondern weil die Themen stimmen. Kaum eine Newsseite, ob seriöser Zeitung oder Boulevardblatt, die nicht ein Still aus dem neuen „Shades of Grey“-Film zeigt. Und Pegida, DDFE und co. sorgen für ein neues, brisantes Kapitel in der deutschen Politik, die im Ausland immer wieder für „gute“ Schlagzeilen sorgt.

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