Einige gehen mit dem Sandmännchen ins Bett. Als ich ein
Kind war, gehörte zu meinem Zu-Bettgehen-Ritual eine Figur namens Maggie.
Zugegeben, freiwillig hatte ich sie nicht für diese Rolle ausgewählt, und
besonders sympathisch fand ich diese Dame nicht, mit der nasalen Stimme und dem auftoupierten Haar, das mich an das Innere einer Twix erinnerte. Aber ihr
Gesicht, wie es sich auf dem kleinen Bildschirm in den
Abendnachrichten auf und ab bewegte, wie sie dabei ihren Finger in die Luft hob
und Wörter wie „Britain“, „Europe“ und „Falklands“ an uns lancierte,
das war für mich als Kind der 80er Jahre Fernsehalltag.
Und vielleicht, denke
ich heute an ihrem Todestag, hat sie einen doch mehr beeinflusst
als man denkt.
Thatcher war für einige eine Inspiration: von Billy Bragg, der gegen die konservative Regierung ansang – „Whenever
I'm asked to name my greatest inspiration, I always answer ‚Margaret Thatcher,’“ sagte er 2009 - bis zum Ex-Spice Girl Geri Halliwell (die
mit dem Union Jack-Minikleid), die an Thatcher dachte als „Tochter eines Gemüsehändlers, die mir zeigte, dass alles möglich war.“ Soweit würde ich nicht gehen, aber in meiner kindlichen Erinnerung ist mir Thatcher vor allem als Handpuppe in der Serie „Spitting Image“ geblieben. Inhalte? – die gab es für mich
später und die musste man nicht kennen, um anhand der Bilder die Essenz der
Premierministerin Thatcher kennenzulernen. Es reichte die Puppe als Zigarre-rauchenden Tyrann, als Fleischer mit blutigem Fleischmesser, in Schlips und Anzug zu sehen. Oder die Szene mit Thatcher und ihren Ministern beim Dinner: Thatcher bestellt einen Steak. Als die Kellnerin fragt, „und was ist mit dem Gemüse?“ antwortet
Thatcher: „Sie werden das Gleiche wie ich haben.“
All dies, dazu ihre Widersacher Arthur Scargill, Chef der britischen Gewerkschaft oder Neil Kinnock, Vorsitzender der Labour-Partei, um nur ein paar Figuren aus dieser Zeit zu nennen, haben möglicherweise doch meine Augen erstmals geöffnet, was Themen wie Politik und Gerechtigkeit betreffen.